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Stellungnahme der Stadt zum beantragten Konverterbau in Osterath beim Landrat eingereicht

Breiter juristischer Angriff auf alle Mängel im Amprion-Antrag

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Symbolbild eines Stromkonverters. Grafik Amprion

Symbolbild eines Stromkonverters. Grafik Amprion

Die Stadt Meerbusch hat am Freitag (17. April) ihre Stellungnahme zum Antrag der Amprion GmbH zum Bau des Stromkonverters in Osterath eingereicht. Das umfangreiche Papier wurde per Boten im Büro von Landrat Petrauschke abgeliefert. Die Stadt war vom Rhein-Kreis Neuss im so genannten "Behördenbeteiligungsverfahren" aufgefordert worden, zu den Antragsunterlagen Stellung zu nehmen.
 

"Das Beteiligungsverfahren betrifft die Stadt als Baugenehmigungsbehörde und als Inhaberin der Planungshoheit", so Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage. "Gleichwohl haben wir erneut deutlich gemacht, dass wir einen Konverter in Osterath auch grundsätzlich ablehnen. Ein Bauwerk dieser Dimension gehört in ein Industriegebiet und nicht die freie Landschaft in der Nähe von Wohnbebauung."

Standortuntersuchungen unzureichend

Durch die Festlegung von Osterath als Netzverknüpfungspunkt, gegen die die Stadt bereits geklagt hat, sei ein Zwangspunkt gesetzt worden. Die von Amprion durchgeführten Standortuntersuchungen seien schon deshalb überhaupt nicht geeignet gewesen, die objektiv verträglichste Lösung zu finden. "In unserer Stellungnahme haben wir auch die Aufspaltung des Genehmigungsverfahrens und den zeitlichen Ablauf deutlich kritisiert." Obwohl die Bundesfachplanung für die Festlegung der Trassenkorridors  bei der Bundesnetzagentur noch laufe, habe Amprion die Genehmigung für den Konverter selbst im so genannten "vereinfachten  Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz" ohne eine Öffentlichkeitsbeteiligung beantragt.  

Im Auftrag der Stadt  hatte das renommierte  Anwaltsbüro  Wolter Hoppenberg aus Berlin mit Unterstützung der Verwaltung und für den Bereich des Brandschutzes mit der Leitung der Meerbuscher Feuerwehr in einem 25-seitigen Entwurfspapier dezidiert zahlreiche Mängel in den Antragsunterlagen der Firma Amprion dargestellt. "Den Entwurf der Stellungnahme, den ich neben den Fraktionen und Ratsmitgliedern auch der Bürgerinitiative zugesandt habe, haben wir am Mittwoch mit den Faktionsvorsitzenden und den städtischen Rechtsbeiständen intensiv diskutiert und ergänzt", so Mielke-Westerlage. Der Beschluss für die finale Stellungnahme sei von allen Vorsitzenden der im Rat vertretenen Fraktionen mitgezeichnet worden.

Kein "gemeindliches Einvernehmen"

Ein wesentlicher Punkt der städtischen Stellungnahme ist die "Versagung des gemeindlichen Einvernehmens". "Eine solche Versagung muss juristisch substantiell Bestand haben und begründet werden, eine pauschale Ablehnung des Konverters reicht nicht aus", so Mielke-Westerlage. Die dafür geltende Frist von zwei Monaten sei nicht verlängerbar. Überschreite die Stadt die Frist, gelte das Einvernehmen als erteilt. "Als Genehmigungsbehörde muss der Rhein-Kreis Neuss nun prüfen, ob die Stadt Meerbusch das gemeindliche Einvernehmen rechtswidrig verweigert hat. In diesem Fall hat der Kreis die Möglichkeit, das Einvernehmen zu ersetzen. Ich gehe davon aus, dass sich der Kreis intensiv mit unseren Sach- und juristischen Argumenten auseinandersetzt und das Vorhaben ablehnt".

In ihrer Stellungnahme kritisiert die Stadt auch den sogenannten "Landschaftspflegerischen Begleitplan", der Teil der Antragsunterlagen ist. Soweit der Rhein-Kreis Neuss dem Antrag von Amprion, gegebenenfalls auch mit Auflagen stattgibt, möchte die Stadt sich nicht darauf beschränken, am laufenden Verfahren nur passiv im Rahmen der gesetzlichen Verpflichtungen beteiligt zu werden. "Für den Fall, dass die Genehmigung tatsächlich nicht abzuwenden ist, haben wir uns überall dort aktiv eingebracht, wo wir mitgestalten und so die Auswirkungen des Konverterbaus auf das Landschaftsbild abmildern können", so die Bürgermeisterin. "Das ist wichtig, wenn wir im Verfahren Akteur bleiben wollen."  

Auf Initiative der Stadt arbeitet derzeit eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Ratsfraktionen (außer der UWG), der Bürgerinitiative, der Verwaltung und der Firma Amprion gemeinsam an einem Konzept zur Landschaftsgestaltung. In einem Workshop im Februar wurden Forderungen und Vorschläge zur äußeren Gestaltung der Konverterbauwerke und der umgebenden Landschaft diskutiert.  Die Vorschläge werden derzeit von dem von der Stadt ausgewählten Büro  für einen weiteren Workshop ausgearbeitet. Mielke-Westerlage: "Unser Ziel ist es, dass die dann deutlich verbesserte Landschaftsplanung umgesetzt wird, falls der Bau des Konverter juristisch nicht erfolgreich bekämpft werden kann."

Sie möchten sich intensiver einlesen? Alle Unterlagen zur Stellungnahme der Stadt und Einblicke in die lange Vorgeschichte des Projekts finden Sie hier.