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Wachsamer Blick aufs Kindeswohl: "Kooperationsvereinbarung Kinderschutz" unterzeichnet

Erkennen, wahnehmen, handeln: Weiterführende Schulen arbeiten eng mit dem Jugendamt zusammen

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von links: Klaus Heesen (Gesamtschule), Beate Peters (Abteilungsleiterin des Allgemeinen Sozialen Dienstes), Dorothee Schiebler (Meerbusch-Gymnasium), Peter Annacker (Fachbereichsleiter Soziale Hilfen und Jugend) und Burkhardt Wahner (Realschule)

Die Leiter der weiterführenden Meerbuscher Schulen unterzeichneten gemeinsam mit den Vertretern der Stadt die Kooperationsvereinbarung Kinderschutz. Foto: Stadt Meerbusch

Nach den neun Grundschulen hat das Jugendamt der Stadt jetzt auch mit den vier weiterführenden Meerbuscher Schulen eine "Kooperations-vereinbarung Kinderschutz" unterzeichnet. In der Vereinbarung geht es darum, in enger Absprache und Kommunikation zwischen den Schulen und den Trägern der Jugendhilfe das Wohl der Kinder im Auge zu behalten. Gibt es Auffälligkeiten, die auf Vernachlässigung oder gar Misshandlung hinweisen, greifen jetzt einheitliche Verfahrensstandards.

Besondere Verantwortung

Durch die Vereinbarung ist unter anderem exakt geregelt, wer in solchen Fällen mit wem Kontakt aufnimmt und wie im weiteren vorzugehen ist. "Kindern, die sich selbst nicht schützen können, gilt unsere ganz besondere Verantwortung", sagt Peter Annacker, Leiter des Fachbereichs Soziales und Jugend in der Stadtverwaltung. In der jetzt besiegelten Kooperationsvereinbarung gehe es nicht um schöne Worte auf Papier, sondern um gelebte Zusammenarbeit zum Wohl der Kinder. "Wir wollen Kinderschutz als gemeinsame Aufgabe begreifen." Dorothee Schiebler (Meerbusch-Gymnasium), Klaus Heesen (Maria-Montessori-Gesamtschule) und Burkhardt Wahner) setzten ihre Unterschrift unter das Vertragswerk. Christian Gutjahr-Dölls (Mataré-Gymnasium) kommt noch hinzu.

Harte Fälle von Kindeswohlgefährdung seien an den Meerbuscher Schulen die Ausnahme, so die Erfahrung von Burkhard Wahner, Leiter der Realschule Osterath. "Meistens bewegen wir uns hier in Grauzonen. Aber wenn wir feststellen, dass es einem Kind nicht gut geht, müssen wir gemeinsam das Bestmögliche tun." Devise: erkennen, wahrnehmen, handeln.

Erste Anzeichen und Alarmsignale

Wann stimmt etwas nicht mit einem Kind oder mit seinem famliären Umfeld? Wann ist zu befürchten, dass das Kind vernachlässigt oder verwahrlost ist oder gar unter häuslicher Gewalt leidet? Beate Peters, als Abteilungsleiterin des Sozialen Dienstes verantwortlich für den Bereich "Familienförderung und erzieherische Hilfen", kennt die typischen Anzeichen aus der Praxis: Versäumt ein Kind häufig den Unterricht, wirkt es übermüdet, ist es nicht witterungsgerecht angezogen, macht es keine Hausaufgaben mehr, kommen die Eltern wiederholt nicht zum Sprechtag - dann ist erhöhte Wachsamkeit geboten.

"In solchen Fällen ist es wichtig, dass die betreuenden Personen in der Schule schnell Informationen an uns weitergeben und wir gemeinsam aktiv werden", so Peters. Das Jugendamt biete dann zunächst Beratung an; erhärtet sich ein Verdacht, komme die Sozialpädagogische Familienhilfe ins Spiel. "Unsere Sozialpädagogen gehen direkt in die Familien, führen Gespräche, schauen sich die Abläufe näher an, sie leisten ambulante erzieherische Hilfen oder schaffen Strukturen, die das Zusammenleben erleichtern." Oft seien Eltern mit Alltagsbewältigung und Kindererziehung schlichtweg überfordert. 

50 bis 60 Fälle pro Jahr

Die Probleme der Kinder, so hat Burkhardt Wahner festgestellt, seien grundsätzlich vielfältiger geworden. aber auch die Sensibilität für Belange des Kinderschutzes sei gewachsen. 50 bis 60 Hinweise auf Kindeswohlgefährdung gehen pro Jahr von Kinderärzten, Lehrern oder Nachbarn beim Jugendamt ein. "Dann entscheiden wir schnell, ob latenter oder sofortiger Handlungsbedarf besteht", so Peter Annacker. Die Kooperationsvereinbarung sei dabei ein wertvoller, verbindlicher Leitfaden.