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Jürgen Simons und Rainer Hansmeyer sind die neuen ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten der Stadt

Vermittler und Ansprechpartner für Menschen mit Handicap

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Die beiden neuen Behindertenbeauftragten sind seit Jahresbeginn im Amt.

Fürsprecher für Menschen mit Behinderung: Jürgen Simons (links) und Rainer Hansmeyer freuen sich auf ihre neue Aufgabe. Foto: Stadt Meerbusch

Die Welt mit den Augen eines Behinderten sehen - geht das? Jürgen Simons und Rainer Hansmeyer sind dabei, sich genau diese Fähigkeit anzueignen. Mit Jahresbeginn haben die beiden ihr Amt als ehrenamtliche Behindertenbeauftragte der Stadt Meerbusch angetreten. Anja Flintrop, die sich im Sozialdezernat der Stadtverwaltung unter anderem um Seniorenberatung und den Runden Tisch "Meerbusch barrierefrei" kümmert, unterstützt die beiden Neulinge.

"Die Behindertenbeauftragten sind Ansprechpartner für behinderte Menschen in Meerbusch, aber auch für deren Angehörige", so Flintrop. "Sie vertreten ihre Belange im Stadtrat und in der Verwaltung. Sie beraten aber auch bei individuellen Problemen, geben Praxistipps und stellen - falls erforderlich - auch Kontakte zu anderen Institutionen, Einrichtungen oder Verbänden her."

Persönliches Erleben macht sensibel

Jürgen Simons ist hier ganz in seinem Element: "Ich habe Behinderung und Krankheit im Freundes- und Familienkreis erlebt. Ich habe ehrenamtlich Behinderte im Haus Miteinander betreut. Seitdem habe ich ein ganz anderes Gefühl dafür bekommen, was ein Handicap im Alltag an Problemen und Einschränkungen mit sich bringt." Seit drei Jahren ist der 66-jährige Lank-Latumer Vorsitzender der Meerbuscher Ortsgruppe des VdK. Der Sozialverband berät Betroffene in allen sozialrechtlichen Fragen vom Schwerbehinderten- bis zum Rentenrecht, bietet Rechtsvertretung vor den Sozialgerichten, dem Landessozialgericht oder Widerspruchsausschüssen an. "Insofern ist mir ein Großteil der Materie, mit der sich ein Schwerbehindertenbeauftragter beschäftigen muss, schon aus der Praxis geläufig", sagt Simons.

Rainer Hansmeyer aus Büderich ergänzt das Zweier-Team mit einem anderen Schwerpunkt: "Ich habe Architektur studiert und kenne mich deshalb gut aus, wenn es um bauliche Dinge geht." Als Sachkundiger Bürger arbeitet der 62-Jährige für die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen im Kultur- und im Planungsausschuss des Stadtrates mit. Über seine Ratskollegen wurde er auch angesprochen, als die Stadt nach dem Ausscheiden von Dr. Lothar Chaillié und Ute Hoffmann zwei neue Behindertenbeauftragte suchte. "Ich habe spontan zugesagt, weil mich das Thema interessiert. Wir leben in einer Gesellschaft, die zunehmend älter wird. Deshalb müssen wir auch unsere Infrastruktur an die neuen Bedürfnisse anpassen."

Dialog schafft Verständnis

Als Behindertenbeauftragter will er den Dialog mit Betroffenen suchen, bewusstseinsbildend arbeiten. In öffentlichen Gebäuden, aber auch in Restaurants oder Geschäften gebe es immer wieder kleine Unzulänglichkeiten, die Menschen mit Behinderungen zu schaffen machen. "Viele Hindernisse sind aber ohne großen Aufwand zu beseitigen. Man braucht nur den Blick dafür", sagt Hansmeyer. Ein fehlender Spiegel in einem Aufzug bereite Rollstuhlfahrern Probleme beim Ausfahren, ein zu enger Gang erschwere das Wenden. "Menschen, die schlecht sehen, haben Probleme mit dunklen, nicht markierten Treppenstufen." Hier fehle eine Ruhebank am Wegesrand, dort seien die Grünphasen einer Ampel für alte Leute zu kurz. "Wir beide sind selbst nicht von Behinderung betroffen, wir lernen aber ständig dazu."

Schon die beiden ersten Termine der frisch gebackenen Behindertenbeauftragten waren sehr lebensnah: Am Modell für die neue Bahnunterführung in Osterath monierten sie lange Rampen, die für Radler und Fußgänger ideal, für Rollstuhlfahrer aber nur schwer zu bewältigen sind. Im Rahmen der Sanierung des Rathauses in Büderich wird es auf der Gebäuderückseite erstmals einen behindertengerechten Eingang mit Rampe geben. Auch auf der Gestaltung der Treppenstufen liegt ein Augenmerk. "Bei allen Bemühungen aber gilt es, Maß zu halten und nur Machbares einzufordern", sagt Jürgen Simons.