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Beuys-Mahnmal Alter Kirchturm feierlich wieder eröffnet

Eindrucksvolles Gesamtkunstwerk mit Blickrichtung Himmel strahlt in neuem Glanz

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(von links) Stephan Strauß vom Krefelder Architekturbüro Strauß und Fischer, Bürgermeisterin Mielke-Westerlage, Eva Beuys und Guido de Werd. Foto: Stadt Meerbusch

(von links) Stephan Strauß vom Krefelder Architekturbüro Strauß und Fischer, Bürgermeisterin Mielke-Westerlage, Eva Beuys und Guido de Werd. Foto: Stadt Meerbusch

In einer berührenden Feierstunde wurde jetzt das Mahnmal Alter Kirchturm nach umfangreicher Innensanierung wieder der Öffentlichkeit übergeben. 1959 war der Turm von dem damals noch völlig unbekannten Künstler Joseph Beuys im Auftrag der Gemeinde Büderich zum Gedenken an die Toten beider Weltkriege gestaltet worden. Jetzt strahlt der Innenraum wieder im ursprünglichen Weiß, das Tor und das innen hängende Auferstehungssymbol wurden durch Fachleute des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege sorgfältig restauriert.

Klangerlebnis "Saxophon im Turm"

Eva Beuys, Witwe des 1986 verstorbenen Joseph Beuys, fand für den Eindruck, den der Turm nun dem Betrachter eröffnet, nur ein Wort: "Wunderbar". Dazu passte die musikalische Gestaltung der Feierstunde: Martin Hilner, seit mehr als 20 Jahren Lehrer an der Städtischen Musikschule und Lehrbeauftragter für Saxophon an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf, füllte den Turmschacht zur Feierstunde mit milden, bizarren, weichen und bisweilen unerwartet exotischen Tönen aus dem Saxophon - ein Klangerlebnis der ganz besonderen Art.

Einzigartiges Gesamtkunstwerk

Guido de Werd, ausgemachter Beuys-Kenner und langjähriger Direktor des Museums Kurhaus Kleve, beglückwünschte alle Meerbuscher dazu, ein Kunstwerk dieser Aussagekraft in ihrer Stadt zu haben. "Dieses Mahnmal sucht seinesgleichen." In seiner Emotionalität sei der Alte Kirchturm  allenfalls mit der von Käthe Kollwitz geschaffenen Skulptur "Mutter mit totem Sohn" vergleichbar. Die Plastik schuf die Künstlerin 1938 zu Erinnerung an ihren im Ersten Weltkrieg verstorbenen Sohn Peter. Gudio De Werd hat die Entstehungsgeschichte des Mahnmals  Ende der 1950er Jahre fasziniert mitverfolgt. "Bis heute verbindet mich ein tiefes Verhältnis mit diesem Mahnmal."

Für Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage war die Entscheidunng des Rates der damaligen Gemeinde Büderich, ausgerechnet den damals noch völlig unbekannten Joseph Beuys mit der Gestaltung eines neuartigen "Kriegerdenkmals" zu beauftragen "mutig und zukunftsweisend".

Wandel in der Erinnerungskultur

"Aus heutiger Sicht ist Beuys’ Idee ein beredtes Beispiel für den signifikanten Wandel in der Geschichte der Bewältigung von Krieg, Zerstörung und Tod in der noch jungen Nachkriegsrepublik Deutschland: Die verklärte Heldenverehrung der Kaiserzeit erreichte die Menschen nicht mehr", so die Bürgermeisterin in ihrer Rede zur Feierstunde. "Im noch frischen Eindruck von Bomben, Tod und Zerstörung waren die neuen Gedenkstätten vielmehr eine eindringliche Mahnung an alle Nachgeborenen: Die Schrecken der Weltkriege und die unsäglichen Leiden der Opfer sollten sich niemals wiederholen." Genau so sei die Wirkung des Alten Kirchturms von Beuys angelegt.

Stephan Strauß vom Krefelder Architekturbüro Strauß und Fischer, spezialisiert auf die denkmalgerechte Sanierung historischer Bauwerke, erklärte, wie behutsam konservierend bei der Restaurierung vorgegangen worden sei. Insbesondere über die Wahl der richtigen Verschlämmung der Innenwände sei ausführlich diskutiert worden. "Über das Ergebnis, das wir alle heute sehen, bin ich glücklich", so Strauß.

Um Rande der Wiedereröffnungsfeier wurde eine Dokumentation der städtischen Kulturverwaltung gezeigt, die den Restaurierungsablauf und die Geschichte des Turms nachzeichnet. Das Interesse der Besucher war groß, deshalb sollen die Bild- und Texttafeln in Kürze an geeignetem Ort der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Eva Beuys bei Ihrer Rede vor dem Turmportal.

Eva Beuys, Witwe des Künstlers, zeigte sich überaus angetan vom Ergebnis der Sanierungsarbeiten und trat spontan ans Mikrofon. Foto: Stadt Meerbusch

Zahlreiche Gäste, unter ihnen Eva Beuys mit ihren Kindern Yessica und Wenzel, wollten den frisch restaurierten Alten Kirchturm von innen sehen. Foto: Stadt Meerbusch

Blick durch das schwere Eichentor ins Turminnere mit Auferstehungssymbol..

Nach der umfangreichen Sanierung des Innenraums zeigt das von Josef Beuys gestaltete Mahnmal ganz neue Wirkungskraft. Foto: Stadt Meerbusch