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Bahnunterführung mal anders: Überraschungseffekt mit Bachstelze und Kiebitz

Unter den Gleisen am Osterather Bahnhof gibt es jetzt Licht und Farbe statt Düsternis

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Graffiti-Künsterlin Anne Lippek (links) hat im Auftrag der Stadt den ersten Teil der Unterführung gestaltet, Isabelle Hoffmann von "Straßenfarbe Meerbusch" hat die Düsseldorferin vermittelt. Foto: Stadt Meerbusch

Graffiti-Künsterlin Anne Lippek (links) hat im Auftrag der Stadt den ersten Teil der Unterführung gestaltet, Isabelle Hoffmann von "Straßenfarbe Meerbusch" hat die Düsseldorferin vermittelt. Foto: Stadt Meerbusch

Düster, verdreckt, beschmiert, beängstigend – das Bild, das Menschen landläufig mit Bahnunterführungen verbinden, ist wenig schmeichelhaft. In Meerbusch-Osterath – hier ist die Unterführung für Fußgänger und Radfahrer kürzlich geöffnet worden - wollen Politik und Verwaltung derartiger Fehlentwicklung frühzeitig vorbeugen. Licht und Farbe bestimmen jetzt das Bild unter den Gleisen. „Wir mussten hier schnell selbst aktiv werden, denn die ersten Schmierereien waren schon da“, sagt Stadtsprecher Michael Gorgs.

Visitenkarte für Meerbusch

Gesagt, getan: Nachdem der Kulturausschuss des Stadtrates und die Deutsche Bahn als Eigentümerin grünes Licht gegeben hatten, erhielt die Graffiti-Künstlergruppe „Straßenfarbe Meerbusch“ den Auftrag, den unmittelbar unter den Bahngleisen liegenden Durchgang zu gestalten. Aber wie? Isabelle Hoffmann, Initiatorin von „Straßenfarbe Meerbusch“, hatte sofort die richtige Kollegin für das Projekt im Blick: Anne Lippek, selbständige Malermeisterin und Graffiti-Künstlerin aus Düsseldorf. Mit PR-Abteilung, Stadtmarketing und Kulturverwaltung im Rathaus war die gewünschte Farb- und Bildsprache für die Unterführung schnell festgelegt. „Wer am Bahnhof in Osterath ankommt und vom Bahnsteig in die Unterführung geht, soll gleich sehen: Hier bin ich nicht in einer x-beliebigen Stadt in Deutschland, sondern in Meerbusch“, so Stadtsprecher Michael Gorgs. „Der erste Eindruck ist wichtig.“

Landschaft und Himmel

Kräftiges Blau (Himmel) und leuchtendes Grün (Natur und Landschaft) in unterschiedlichen Schattierungen bilden den Hintergrund für die Wandmotive. „Das weckt sofort positive Assoziationen, nicht von ungefähr gilt Meerbusch ja bis heute als Stadt im Grünen“, so Anne Lippek. Fotografisch exakte Vogelmotive verwendet sie bei Wand- und Fassadengestaltungen besonders gerne. Für die Osterather Unterführung wurden die heimische Goldammer, die Bachstelze und der früher auf Meerbuscher Äckern häufige und heute nur noch seltene Kiebitz ausgewählt. Übergroß, filigran gezeichnet und plastisch heben sich die Tiere vom blau-grünen Hintergrund ab. „Vogeldarstellungen erwartet man in einer Unterführung erstmal nicht. So fällt die Überraschung beim ersten Hinsehen immer positiv aus“, so Lippek.

Für Meerbuscher Lokalkolorit sorgen die auf den blauen Farbbalken aufgetragenen Namen aller Stadtteile von Büderich bis Nierst, aber auch Flurbezeichnungen wie die der Issel (Altrheinschlinge) oder der Strümper Strempe sind vertreten. Geschützt ist das Ganze durch eine graffiti-abweisende Beschichtung. Zwei große Meerbusch-Schriftzüge über dem Unterführungssturz werden noch aufgemalt, dann ist der erste Schritt getan.

Wie geht es weiter?

Die Gestaltung der langen Rampen mit ihren hohen Betonwänden links und rechts der Gleise soll noch folgen – und zwar ebenfalls in Zusammenarbeit mit Graffiti-Künstlern. „Dazu muss zunächst die Finanzierung sichergestellt werden. Vermutlich werden wir abschnittweise arbeiten müssen“, so Michael Gorgs. Auch sollen Osterather Vereine und Jugendliche eingebunden werden. Der Anspruch ist hoch: So soll das künftige Gesicht der Bahnunterführung einerseits Identität stiften und Wiedererkennungswert haben, aber auch Raum für künstlerische Freiheit bieten. „Das wird ein spannender Prozess, der klug moderiert werden muss“, so Michael Gorgs.

Die ersten Reaktionen bei Passanten und in den sozialen Medien sind übrigens ausnahmslos positiv.

Hoppla: Wer Zu Fuß oder per Fahrrad in die neue Bahnunterführung kommt wird von einer naturgetreuen Bachstelze überrascht. Foto: Stadt Meerbusch

Hoppla: Wer Zu Fuß oder per Fahrrad in die neue Bahnunterführung kommt wird von einer naturgetreuen Bachstelze überrascht. Foto: Stadt Meerbusch

Neben der heimischen Goldammer sind die Namen der Stadtteile und Flurbezeichnungen nachzulesen. Foto: Stadt Meerbusch

Neben der heimischen Goldammer sind die Namen der Stadtteile und Flurbezeichnungen nachzulesen. Foto: Stadt Meerbusch

Früher auch auf Meerbuscher Äckern häufiger Gast, heute vom Aussterben bedroht: Der Kiebitz ist ein weiterer Blickfang in der Unterführung. Foto: Stadt Meerbusch

Früher auch auf Meerbuscher Äckern häufiger Gast, heute vom Aussterben bedroht: Der Kiebitz ist ein weiterer Blickfang in der Unterführung. Foto: Stadt Meerbusch