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Emil Nolde: Expressionist, Aquarellist und Nationalsozialist
Biografie:
Emil Nolde, geboren 1867 als Hans Emil Hansen in Schleswig-Holstein, war ein bedeutender deutscher Maler und Aquarellist des Expressionismus. Nach einer Ausbildung zum Holzschnitzer und Reisen durch Europa wandte er sich der Malerei zu.
Emil Nolde begann seine künstlerische Karriere zunächst als Autodidakt, bevor er an der Kunsthochschule in Karlsruhe studierte.
Emil Nolde verstarb 1956 in Seebüll.
Künstlerische Entwicklung:
Nolde war zunächst stark vom Impressionismus beeinflusst, entwickelte aber bald seinen eigenen, unverkennbaren Stil. Seine Werke zeichnen sich durch intensive Farben, expressive Formen und spirituelle Themen aus. Landschaftsbilder, Blumendarstellungen und religiösen Motive spiegeln oft seine inneren Kämpfe und Sehnsüchte wider. In seinen Aquarellen erreichte er eine besondere Meisterschaft, die ihm den Ruf als einer der bedeutendsten Aquarellisten des 20. Jahrhunderts einbrachte.
Nationalsozialismus:
Nolde trat 1924 in die NSDAP ein und galt nachweislich als überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus bis 1945. Seine rassistischen, völkischen und antisemitischen Ansichten spiegelten sich nach 1933 nicht nur im Motivwandel seiner Werke, sondern auch in seiner mehrbändigen Autobiographie und seiner umfangreichen Korrespondenz wider.
Obwohl die Nationalsozialisten 1937 über 1000 seiner Arbeiten als "entartet" beschlagnahmten, zwangsverkauften und zerstörten, malte er trotz offizieller Ausgrenzung und Berufsverbot weiter.
Er gehörte damals zu den Spitzenverdienern unter den Künstlern im „Dritten Reich“. Auch nach dem Krieg zählte Nolde zu den gefragtesten deutschen Künstlern.
Künstlerisches Erbe:
Nolde gilt als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus. Seine Werke sind in zahlreichen Museen weltweit zu finden und werden für ihre expressive Kraft und emotionale Tiefe geschätzt; seine Werke gelten bis heute als bedeutend und inspirierend.
Kontroverse:
Noldes Nähe zum Nationalsozialismus und seine rassischen und antisemitischen Äußerungen und Denunzierungen werfen jedoch einen Schatten auf sein Werk. Nolde inszenierte sich im Nachkriegsdeutschland als Opfer der nationalsozialistischen Kunstpolitik. Im Zusammenspiel mit Ausstellungsmachern, Verlegern, Journalisten, Kunsthistorikern und Kunsthändlern und der von Nolde selbst gegründeten Nolde Stiftung Seebüll, gelang es ihm, seine nationalsozialistische Vergangenheit weitestgehend aus der Öffentlichkeit zu halten und vollkommen von seinem künstlerischen Werk zu trennen. Erst seit Anfang des 21. Jahrhunderts wird Nolde Nachkriegslegende vom verfolgten Künstler in Publikationen und Ausstellungen widerlegt und sein wirkliches Verhältnis zum Nationalsozialismus öffentlich gemacht und seither diskutiert.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Emil Nolde war ein bedeutender Künstler, dessen Werk sowohl für seine expressionistische Kraft als auch für seine Widersprüchlichkeit bekannt ist.
Seine Rolle im Nationalsozialismus und seine unentschuldbaren rassischen, völkischen und antisemitischen Äußerungen sind nicht nur als opportunistische und strategische Anbiederungen an die Nationalsozialisten zu bewerten- ganz im Gegenteil. Emil Nolde war erklärter Anhänger und verfolgtes Opfer des Nationalsozialismus zugleich. Die Frage nach der Verantwortung von Künstlern in Zeiten politischer und gesellschaftlicher Umbrüche hat sich Nolde mit seinem kruden nationalsozialistischen Weltbild zeitlebens nie gestellt. Er war ein „entarteter Entarteter“ wie ihn ein Kunsthistoriker bereits 1947 zutreffend charakterisiert.