Inhalt

Bauprojekte in Meerbusch – Stadtverwaltung setzt auf Nachhaltigkeit

Veröffentlicht am:

Claus Klein präsentiert eine bronzefarbene, recycelbare Aluminiumtafel, aus der die Fassade des neuen Stadtarchivs bestehen wird.

„Auch das ist nachhaltiges Bauen“, sagt Claus Klein, Bereichsleiter „Immobilien“ der Stadt Meerbusch. Er präsentiert eine bronzefarbene, recycelbare Aluminiumtafel, aus der die Fassade des neuen Stadtarchivs bestehen wird. Foto: Stadt Meerbusch

Als zum neuen Kindergartenjahr Anfang September die Kita „Rheinräuber“ am Laacher Weg in Büderich an den Start gegangen ist, war sie eines der ersten Bauprojekte der Stadt Meerbusch, dass aus vorgefertigten Holzrahmenelementen gebaut wurde. Die nachhaltige Bauweise und die hohe Energieeffizienz durch beste Dämmung, Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung in den Gruppenräumen, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sowie Wärmeversorgung durch das Blockheizwerk des nahegelegenen Mataré-Gymnasiums, machten das Gebäude zu einem Vorzeigeobjekt.

Dabei ist nachhaltige Bauweise ein Thema, dass die städtischen Planer seit vielen Jahren beschäftigt und sowohl in Neubauprojekte als auch Sanierungsmaßnahmen Einfluss findet. „Ein Umdenken in diese Richtung hat bereits vor zehn Jahren stattgefunden und entwickelt sich von Projekt zu Projekt weiter“, erklärt Claus Klein, Bereichsleiter „Immobilien“ bei der Stadt Meerbusch.
Dabei sei es wichtig, verschiedene Optionen in Betracht zu ziehen. Käme beispielsweise nur ein Abriss und Neubau in Frage oder kann man das bestehende Gebäude erhalten und sanieren? „Oft wird geglaubt, ein Gebäude abzureißen und etwas neu zu bauen sei kostengünstiger. Das trifft nicht immer zu. Nachhaltiger ist es in keinem Fall“, so Klein weiter. Denn was oft nicht bedacht wird, wenn Rufe nach der Abrissbirne laut werden, sind die teils enormen Trenn- und Entsorgungskosten. „Wir haben es häufig mit einem umfangreichen Materialmix zu tun, der erst aufwendig getrennt werden muss, bevor er entsorgt werden kann. Das ist alles sehr kostenintensiv. Heutzutage denkt man anders. Wenn ich etwas saniere- oder auch neu baue, überlege ich mir, welcher Energiebedarf wird bei der Herstellung, dem Transport und der späteren Entsorgung der Materialien benötigt. Dämmmaterialien sind beispielsweise oft verklebt. Den Kleber später von der Dämmung zu lösen, ist ein enormer Aufwand“, erklärt Klein.

Dämmmaterial macht den Unterschied

Dabei ist auch das verwendete Dämmmaterial nicht immer nachhaltig. Oft werden Materialien verwendet, die aus Erdöl hergestellt sind. Welche Materialien letztlich zum Einsatz kommen, sei aber auch eine Kostenfrage. Allerdings verzichte man bereits seit Jahren auf besonders schädliche Baumaterialen, wie PVC und Tropenholz. Auch lösungsmittelhaltige Farben, Lacke und Kleber sollen so wenig wie möglich verwendet werden.

„Beim Neubau der Kita am Wienenweg in Osterath haben wir gänzlich auf herkömmliche Dämmstoffe bei den Außenwänden sowie für die Bodenplatte und das Dach verzichtet. Die Dämmungwirkung des 42 Zentimeter dicken, beidseitig verputzten monolithischen Ziegelmauerwerks reicht völlig aus. In der Dachkonstruktion wurde ein Zellulosedämmstoff aus aufbereitetem Altpapier verwendet, die Bodenplatte hat eine Dämmung aus Glasschaumschotter, also aufbereitetem Altglas, auf der Unterseite erhalten. Wir lagen damals beim Bau rund 70 Prozent unter den Anforderungen der damals gültigen Energieeinsparverordnung. Beim Neubau der Kita an der Lötterfelder Straße, der bald ansteht, verwenden wir eine Holzfassade mit einer Dämmung aus nachwachsenden Rohstoffen, zum Beispiel aus Hanf und Sisal“, so Claus Klein.

Ein ganz anderes Fassadenmaterial kommt für den Neubau des Stadtarchivs zum Einsatz - Aluminium. Auch dabei handelt es sich um ein sehr nachhaltiges Material, weil es später sehr gut recycelt und damit wiederverwendet werden kann. Zudem erhält das Flachdach des Stadtarchivs eine Begrünung und eine Photovoltaikanlage. Beheizt wird das Gebäude über eine so genannte Betonkernaktivierung, bei dem Rohrsysteme in den Wänden und Decken verlegt werden. Darin zirkuliert Wasser, dass die Räume aufheizt und sogar kühlen kann. Die Energie wird in den Wänden und Decken gespeichert.

Regenerative Energiegewinnung spielt bei allen Projekten eine Rolle

Generell spielt auch die regenerative Energiegewinnung bei allen Sanierungs- oder Neubaumaßnahmen der Stadt eine Rolle. Dort, wo es möglich ist, kommen zum Beispiel Photovoltaikanlagen zum Einsatz- so geschehen unter anderem am Technischen Rathaus, am Mataré-Gymnasium sowie diversen Kindertagesstätten und Grundschulen. Bei der Sanierung des Meerbads wurde auf ein Blockheizkraftwerk zur Wärmegewinnung und Eigenstromerzeugung gesetzt. Dadurch konnte unter anderem der Strombedarf im Hallenbad um rund 58 Prozent reduziert werden.
Das Bürgerhaus in Lank-Latum wird über eine Wärmepumpe beheizt, bei dem Grundwasser aus der Tiefe hochgepumpt und verdichtet wird. Dadurch erwärmt sich das Wasser und beheizt das Haus.
Auch Fernwärme wird zum Beheizen städtischer Gebäude genutzt, sodass der Anteil regenerativer Energien stetig erhöht werden konnte.

„Bei vielen städtischen Bauprojekten haben wir in der Vergangenheit außerdem auch auf Dachbegrünung und so genannte Sickerflächen gesetzt. Dabei gelangt Regenwasser nicht in den Kanal, sondern wird dem Boden zugeführt. Das dient beispielsweise der Bewässerung von Grünflächen“, erklärt Claus Klein. So kommt bei einem Parkplatzneubau, der aktuell an der Maria-Montessori-Gesamtschule ansteht, ein sickerungsfähiges Pflaster zum Einsatz. Der Parkplatz wird daher nicht versiegelt, sondern versorgt den Boden mit Wasser.

„Wichtig beim nachhaltigen Bauen ist, das möglichst wirtschaftlich umweltschonend und energieeffizient gebaut wird. Die verwendeten Materialien sollten langlebig und robust sein, gleichzeitig für den Nutzer aber auch funktional und komfortabel. Dabei gibt es nicht die eine, optimale Lösung. Zu viele Faktoren spielen bei den einzelnen Projekten eine Rolle“, resümiert Klein, und ergänzt: „Am Ende ist es immer das Ringen um einen bestmöglichen Kompromiss“.